Route 66 • Auf der Hauptstraße Amerikas
Von Chicago im Osten nach Los Angeles im Westen – in Liedern, Romanen und für die Fans der Route 66 geht es immer nur in eine Richtung. Nur wenige Meilen zwängt sich dieser legendär gewordene Highway durch die Schluchten der Metropole am Lake Michigan , dann wird sie fast 4000 Kilometer eine Landstraße durch "smalltown America", durch das weite Land der Farmen und Kleinstädte.
Schon auf der erste Streckenabschnitt durch Illinois wird zur Zeitreise durch eine versunkene Welt. Der Bau der vielspurigen "Interstate" Autobahnen in den 60er Jahren hat der einstigen Hauptstrasse Amerikas den Verkehr entzogen, den Betrieben an ihrem Rand verloren ihre Existenzgrundlage. Die Route 66 gleicht noch heute an vielen Orten einem Museum der 30er oder 50er Jahre. Ein Eindruck, der sich mit jeder Meile verstärkt: Wer einst vom Verkehr auf der 66 lebte, hat sein Geschäft schon längst aufgegeben und ist weitergezogen. Geblieben sind Ruinen von Tankstellen , Motels und Geschäften. Einige wenige wurden mittlerweile liebevoll restauriert, als heimelige Erinnerungen an die guten alten Zeiten und natürlich auch, um damit vom Nostalgie-Tourismus rund um die Route 66 zu profitieren.
An Wochenenden öffnet in Litchfield eines der letzten noch in Betrieb befindlichen Autokinos an der 66. Einen Ort weiter bietet ein Händler fahrbereite chromblitzenden Straßenkreuzer an, - Amerikas "Classic Cars" aus den 50er und 60er Jahren, mit riesigen Haifischflossen am Heck. Und überall beweisen kleine Familien-Restaurants, dass Reisen in Amerika auch ohne Fastfood möglich ist.
Vor allem faszinierten uns die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen an der Route 66. Schon gleich am ersten Tag unsrer Reise rät uns in Chicago Blues Musiker Marty Sammons den alten Highway zu genießen, denn "es gibt keinen besseren Weg um eine Vorstellung zu bekommen von Amerikas Essen, seiner Kultur, Musik und seinen Menschen". So treffen wir in Illinois – dem ersten von acht Bundesstaaten auf unsrer Reise - den Highway-Polizisten Mike Ross und seinen früheren Chef Chester Henry beim Plausch unter Kollegen in einem typischen "Diner", probieren bei Familie Waldmire den berühmten "Cozy Dog", lernen Billy Shea kennen, der seine einstige Tankstelle in ein kleines Museum verwandelt hat.
Eine Straße der Kontraste: St. Louis, die Stadt am Mississippi, hat mehr als die Hälfte ihrer Einwohner verloren. Mit Denkmalschützer Micheal Allen erkunden wir die Ruinen gespenstisch verlassener Fabrikanlagen und entvölkerter Stadtteile. Mittendrin aber dröhnt nachts der Rhythmus der Rapper in den HipHop Clubs. Und nur wenige Meilen weiter, in den grünen Hügeln der Ozarks und Missouris, scheint die Zeit stillzustehen: Dort treffen sich Bluegrass-Musiker wie H.K. H.K. Silvey seit Generationen zu einem "Jam" in einer alten Poststation, zur Musik ihrer Fideln und Gitarren tanzen die Leute den Square Dance .