Die Frau vom Checkpoint Charlie
Die Dokumentation zum zweiteiligen ARD-Movie
MDR, 2007, 45 Minuten
Buch und Regie: Peter Adler
Kamera: Tobias Albrecht
Schnitt: Bernhard Sehne
Sechs Jahre lang waren Jutta Gallus und ihre Töchter Beate und Claudia getrennt. Zwischen ihnen lagen die Gefängnismauern der DDR und der Todesstreifen der innerdeutschen Grenze. Jahrelang hat der Kampf der Mutter um ihre Kinder Schlagzeilen gemacht, bis sie sich - am 26. August 1988 - wieder in den Armen liegen. Ein dramatisches Kapitel der deutschen Teilung hat damit ein glückliches Ende gefunden.
Begonnen hatte es im Sommer 1982. Jutta Gallus lebt in Dresden, ist damals Mitte Dreißig und gerade geschieden. Ihre beiden Töchter Beate [9] und Claudia [11] sind bekannt als »Kinderstars« in der und im Fernsehballett »Brückenmännchen«. Als ihr neuer Lebensgefährte in den Westen fliehen will, schließt sich Jutta Gallus ihm an - mit den Kindern. In Rumänien scheitert ein erster Fluchtversuch über die Donau. In Bukarest werden sie mit gefälschten Pässen verhaftet, anschließend in der DDR zu drei Jahren Haft verurteilt. Jutta Gallus wird im berüchtigten Frauengefängnis »Hoheneck« inhaftiert, die beiden Mädchen erst in einem Heim, dann beim Vater in Dresden untergebracht.
Trotz aller Verbote und Kontrollmaßnahmen kann die Stasi den Kontakt zwischen Mutter und Kindern nicht zerbrechen. Briefe mit Liebesbekundungen erreichen auch das Gefängnis. Im April 1984 wird die Mutter in die Bundesrepublik freigekauft, doch Claudia und Beate müssen zurückbleiben.
Im Westen versucht Jutta Gallus, die Ausreise ihrer Kinder mit öffentlichen Aktionen zu erzwingen. Im Herbst 84 beginnt sie einen Hungerstreik am Checkpoint Charlie. In Rom erbittet sie Unterstützung vom Papst, in Helsinki kettet sie sich vor das Konferenzgebäude der KSZE, dringt dort zu Außenminister Genscher vor. Mit einem spektakulären Auftritt unterbricht sie eine Gedenkveranstaltung im Berliner Reichstag. Doch auch für die DDR-Machthaber ist der »Fall Gallus« zu einer Machtprobe geworden.
Auf verschlungenen Wegen gelangen Tonbänder (in dieser Dokumentation werden sie erstmals zu hören sein) und Briefe mit erschütternden Bekenntnissen der Kinder zur Mutter in den Westen. Monatlich schickt die Mutter Geschenkpakete, mit ihren »Westklamotten« demonstrieren die Mädchen wortlos für die Mutter. Dann die Wende: Im Frühjahr 1988 machen sich Beate und Claudia heimlich auf den Weg nach Berlin. Unter falschem Namen verschaffen sie sich Zugang ins Büro des DDR-Anwalts Wolfgang Vogel. Das schon angeschlagene Honecker-Regime lässt die Mädchen ziehen.
Zum ersten Mal werden in dieser aufwändigen und emotionalen Dokumentation Jutta Gallus und ihre beiden Töchter über die gescheiterte Flucht, ihre Odyssee durch Heime und Gefängnisse, und über den leidenschaftlichen Kampf für eine gemeinsame Zukunft berichten. Ergänzt durch Bilder von den Originalschauplätzen, Interviews mit Angehörigen und mit DDR-Anwalt Vogel.