Voyages, voyages »Umbrien«
Erstausstrahlung: Donnerstag, 28.8.2003, 19.00 Uhr • arte
Ein Film von Peter Adler und Johannes Schmid
Kamera: Hans-Jörg Reinel • Ton: Wolfgang Widmer
Schnitt: Bernhard Sehne
Redaktion: Wolfgang Brinkschulte und Achim Schoebel (mdr), Uta Cappel (arte)
Produktion: Sarah Sieber/Ottonia Media GmbH im Auftrag des mdr
Cuore Verde - »das grüne Herz« - nennen Italiener Umbrien
Über dichte Eichenwälder, Olivenhaine und Weinberge ragen uralte Klöster, Burgen und Städte: Assisi - das Ziel der Pilger auf den Spuren des Heiligen Franz und das bekannteste Reiseziel Umbriens. Als vor sechs Jahren hier die Erdebebte, stürzten auch die weltberühmten Fresken der Basilika ein und schienen für immer verloren. Doch ein Teil konnte inzwischen restauriert werden, 120.000 Splitter lagern aber nach wie vor in der Kirche. Ein gigantisches Puzzle, bei dem wir den Experten über die Schulter schauen.
In Perugia kann man das Leben Umbriens (und Italiens) am besten kennenlernen - an der Ausländeruni, der »Università per Stranieri«. Perugia ist lebendig, jung, international. Wir tauchen mit den Studenten ab ins Nachtleben - Perugias Clubs verstecken sich in Jahrtausende alten Gemäuern.
Wer vom Leben und Geist der ursprünglichen Franziskaner etwas erfahren will, der sollte die Klause von Fra Bernadino Greco besuchen. Der Geistliche restauriert seit Jahren ein verfallenes, einsam gelegenes Kloster. Seine Helfer: Freiwillige aus aller Welt. Hier gibt es keinen Komfort, aber viel Raum für Meditation und Einkehr. Und für die Erfahrung der Natur. »La Romita« liegt im dichten Wald, fast eine Stunde Fußweg entfernt von jeder Zivilisation.
Besinnungsurlaub ohne Licht, fließendes Wasser, Radio oder Fernsehen.
Das reichste Geschenk, das die Natur dem Menschen Umbriens macht ist die Trüffel. Wir begleiten Trüffelsucher und landen mit unserer »Beute« in einem der bodenständigen Restaurants, für die Umbrien so bekannt ist. Wir schauen zu, was Küchenmeister daraus machen..
In den Kellern unter der Stadt Orvieto reift der weltberühmte »Classico«, den wir hier verkosten in einer Qualität, die in den Regalen der Supermärkte nie zu finden sein wird. Unmengen dieses Weins erhielt vor Hunderten von Jahren der Maler Luca Signorelli als Honorar für sein unübertroffenes Fresko »Das Jüngste Gericht« in der Brizio-Kapelle des Doms.
Selbst winzige Kommunen wie das Städtchen Monte Castello leisteten sich vor 200 Jahren ein eigenes Theater: Prunkvolle Säle im Piccoloformat. In das »Teatro della Concordia« passen gerade 99 Zuschauer! Lange Zeit kaum mehr bespielt, werden Umbriens Mini-Bühnen heute wieder entdeckt.
Voll Lärm und Schönheit sind die Feste Umbriens: In Foligno steigen während unserer Drehzeit mittelalterliche Reiterspiele, fast überall in der Provinz wird gefeiert. Für uns der Höhepunkt: Im mittelalterlichen Spello verwandeln sich die Straßen der Stadt einmal im Jahr in einen einzigen Blumenteppich - zur »Inforiata«. Repliken der alten Meister und Phantasiegebilde modernen Künstler - sie alle existieren nur für einen Tag.