Der Machtkampf - Die Machtergreifung (Teil 3)
ZDF 2008, 45 Minuten
Buch und Regie: Peter Adler und Alexander Berkel
Kamera: Anthony Miller
Schnitt: Bernhard Sehne
War ein norwegischer Fjord Schauplatz für die entscheidende, letzte Weichenstellung auf Hitlers Weg zur Macht? Wiederentdeckte, zum Teil noch nie veröffentlichte Fotos von Geheimgesprächen zwischen Hitler und der Führung der Wehrmacht auf dem Panzerschiff „Deutschland" ; Mitte April 1934 deuten darauf hin. Hier, so scheint es, wurde ein Pakt geschmiedet, der Deutschland in die größte Katastrophe seiner Geschichte führte. Dieses Ereignis steht im Zentrum des Films „Der Machtkampf“, der den Abschluss der Filmreihe „Die Machtergreifung bildet“.
Deutschland, Ende 33, Anfang 34: Seit Monaten regiert und terrorisiert Hitler das Land. Doch noch hat er die Macht keineswegs vollständig ergriffen. Wer aber sollte ihn stoppen? Millionen Deutsche sind eingesperrt, vertrieben, mundtot gemacht, ihre Parteien, Verbände ebenso gleichgeschaltet wie die Medien und der Kulturbetrieb.
Die letzten Hoffnungen der Gegner Hitlers richten sich auf die Reichswehr. Nur sie könnte dem Spuk noch ein Ende bereiten. Doch die Armee hält still – etwa nur, weil Hitler auf legalem Weg zum Kanzler ernannt wurde? Das wollten manche Generäle später gerne glauben machen. Tatsächlich aber weiß Hitler, wie er die führenden Militärs korrumpieren kann. Die Niederlage im ersten Weltkrieg und die Friedensbedingungen von Versailles sitzen den Generälen in den Knochen. Ihnen verheißt der Diktator verstärkte Rüstung und die Renaissance der alten Herrlichkeit.
Doch die Militärs haben einen Rivalen: SA-Stabschef Ernst Röhm. Vier Millionen Mann stehen Anfang 1934 unter seinem Befehl. Immer lautstarker fordert er, seine paramilitärischen Truppen in das neue Machtgefüge einzubinden. Sie sollen als Volksheer die hunderttausend Mann starke Reichswehr ersetzen. „Das war eine offene Kampfansage“, notierte damals Generalleutnant Maximilian von Weichs . Dessen Beobachtungen und Aufzeichnungen fließen in die filmische Darstellung des Machtkampfes im Jahr 1934 ebenso mit ein wie die Tagebuchnotizen des Gelehrten Victor Klemperer.
Klemperer ist Romanistik-Professor in Dresden, Protestant – aber wegen seiner Herkunft für die Nazis „Jude“. Noch vermag er nicht zu glauben, dass Deutschland in die Barbarei marschiert. Auch weite Kreise des konservativen Bürgertums sind alarmiert. Seine Repräsentanten haben Hitler zwar zur Macht verholfen, jetzt aber fürchtet man die brutale Allmacht der plebejischen SA-Schläger. Als Garant für einen Rest an Rechtsstaat sehen vielen den alten Reichspräsidenten von Hindenburg. Als dessen Tod sich abzeichnet, meldet sich Vizekanzler Papen mit einem öffentlichen Aufruf für den Erhalt des Rechtsstaates zu Wort. Seine „Marburger Rede“ Mitte Juni 1934 ist für Hitler das Signal zum Losschlagen.
Für den Machtkampf mit SA und bürgerlichen Kritikern braucht Hitler die Unterstützung der Reichswehr. Mit den bewährten, kriegserfahrenen Militärs will er auch die Vorbereitungen für den kommenden Krieg treffen. Doch die verlangen dafür den Kopf des Rivalen Ernst Röhm und die Entmachtung der SA.
Am 30. Juni 1934 fällt die Entscheidung im Machtkampf: Mordkommandos der SS unter Führung von Röhms altem Rivalen Himmler liquidieren die SA-Führung. Auch Hitlers einziger Duz-Freund Röhm im Hotel „Hanselbauer“ am Tegernsee verhaftet und anderntags wird erschossen. Blomberg und die Reichswehrführung leisten dabei die logistische Hilfe. Ihre Komplizenschaft deckt auch die Ermordung zweier Generäle. Als Hindenburg am 1. August 1934 stirbt, wird die Armee auf Initiative Blombergs auf die Person Hitlers eingeschworen. Hitler ist nun endgültig der „Führer“ – Kanzler und Präsident in einer Person. Wurde damit umgesetzt, was auf der „Deutschland“ besprochen wurde?