Sera und Drepung

Sera, eines der drei großen Klöster (Ganden wurde in der GPK zerstört) in der Umgebung von Lhasa. In jedem dieser Klosterstädte lebten 5-10000 Mönche und Lamas. Heute sind in Sera und Drepung nur jeweils ein paar hundert übriggeblieben, die meisten im Greisenalter….

Erst nach dem Sturz der „Viererbande“ wurden diese Mönche, die die Kulturrevolution lebend überstanden haben, von den Feldern wieder aufgeklaubt und als eine Art Museumswächter wieder in die verbliebenen 13 (von einst 2-3000) Klöster zurückgeholt.

Sie, die einst noch die Macht des absoluten theokratischen Staat miterlebt hatten , abgeriegelt von der Außenwelt, der jeden Einfluss von außen - selbst die Verwendung des Rades - bekämpft hatte, sie müssen jetzt miterleben, dass immer mehr Touristen durch ihre Heiligtümer klettern, schnatternd, respektlos und neugierig, durch Heiligtümer und Städte die Ausländern bis vor 20 Jahren zu schauen streng verboten war!

Leider können wir keinerlei Kontakt zu den Tibetern aufnehmen. Weder zu den Mönchen noch zu dem nicht abreißenden Strom der Gläubigen. Damit hatten die chinesischen Besatzer bestimmt nicht gerechnet: Kinder, junge Leute und alte, ja selbst grün gekleidete Soldaten sahen wir in den Gebetshallen Butterlampen entzünden, Stupas umkreisen, sich betend immer wieder auf den Boden werfend.

In Sera konnten unsere Augen den Reichtum, der sich hier sich im Dämmerlicht unzähliger Butter -Lämpchen darbot, gar nicht fassen: Zu groß ist der Gegensatz der Berge aus Gold, Silber, Edelsteinen aller Art zu der kärglichen Armut, die diese Schatzkammern umgibt.

Prachtvolle Fresken waren nur mit der Taschenlampe auszumachen, herrliche Tankas hängen von den Decken. Immer wieder das gemurmelt „Om mani padme hum“ der nicht abreißenden Kette der Frommen.

In einigen Kammern blicken grausige Wesen und fürchterliche Fratzen auf uns herab. Jedes prächtiger als das andere.
Welch ein Leben muss in diesem riesigen Klosterstädten, Zentren des geistigen, religiösen und politischen Lebens einer Hochkultur, noch bis in die Mitte dieses Jahrhunderts geherrscht haben! Wenn ich die wenigen, alten Mönche sehe, - wer soll all das ungeheure Wissen des Lamaismus an die folgenden Generationen weiter reichen?

Drepung: Einst das größte Kloster der Welt. Stunde um Stunde irre ich durch die malerischen engen Gassen dieser Stadt, werde von Mönchen, mit denen ich nicht sprechen kann, in die Zellen eingeladen. Überall das Bild des Dalai-Lama. Bei der Erwähnung dieses Namens allein schon verbeugt sich jeder in Ehrfurcht.

Eine Kloster-Küche: In riesigen Bottichen wird das Tsampa, ein Brei aus Gerste und Yak-Milch, für Mönche und Pilger zubereitet.
Goldene Dächer, deren Glanz bis weit in die Täler leuchtet. Auf diesen Dächern herrscht eine herrliche, ruhige Stimmung. Nur das Gebimmel der Glöckchen und das Pfeifen des Windes dringt an unsere Ohren.

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